„Es muss ökonomisch sinnvoll sein, sich ökologisch zu verhalten“: Damit hat Dr. Franziska Kersten SPD-MdB (Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) den Hintergrundtalk beim BDWi zur Landwirtschaftspolitik auf den Punkt gebracht. Ihr Diskussionspartner war Markus Guhl (Hauptgeschäftsführer beim Bund deutscher Baumschulen - BdB).
Von der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) über den Pflanzenschutz, die Biodiversität und die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Energieproduktion, bis zur Moorstrategie der Bundesregierung kamen zahlreiche aktuelle landwirtschaftspolitische Themen zur Sprache. Die Baumschulwirtschaft ist ein wichtiger Teil der Landwirtschaft bzw. des Gartenbaus. Sie ist auch von der Verknappung von Flächen und den steigenden Pachtpreisen betroffen.
„Landwirtschaft und Gartenbau sind in erster Linie für die Versorgungssicherheit zuständig“, machte Guhl deutlich. Darum sei es wichtig, dass landwirtschaftliche Flächen erhalten bleiben. Kersten antwortete, dass beim Hochlauf von Photovoltaik erst einmal öffentliche Gebäude und eben keine Äcker genutzt werden müssen. Bei der Moorstrategie müsse in einen größeren Rahmen eingebunden werden und dies gelinge mit der Berücksichtigung der Perspektiven von Stakeholdern aus verschiedenen Bereichen.
Bei den Themen Biodiversität und Pflanzenschutz kritisierten Guhl und weitere Teilnehmer einen deutschen Sonderweg. Bei Pflanzenschutzmitteln sind die Genehmigungsverfahren in Deutschland aufwendiger als im europäischen Ausland, was die von der EU favorisierte zonale (länderübergreifende) Zulassung von Wirkstoffen konterkariere. Auch beim Vorschlag zur EU-Pflanzenschutzverordnung durch die Kommission bahne sich eine katastrophale Situation für die deutschen Betriebe an: Während europaweit von den Mitgliedsstaaten nur wenige Gebiete als sensible Gebiete im Sinne der Biodiversität markiert werden, ufert in Deutschland die diesbezügliche Gebietskulisse aus. Auf sensiblen Gebieten sollen künftig keine Pflanzenschutzmittel mehr zur Anwendung kommen. Kersten verdeutlichte, dass momentan intensive Beratungen mit der EU liefen und hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sei.
Wie Ökonomie und Ökologie konkret zusammenpassen, machte Kersten anhand der Moorstrategie deutlich. Es sei wichtig, die Förderfähigkeit der Flächen zu erhalten. Auch eine Nachnutzung müsse möglich sein. So könnten landwirtschaftliche Flächen weiterhin genutzt werden – mit Gewinn für den Landwirt, das Klima und die Umwelt.
Die Veranstaltung mit Stakeholdern aus der Landwirtschaftspolitik wurde von Ralf-Michael Löttgen (Bundesgeschäftsführer des BDWi) moderiert.